13. November 2025 von D2P

Die Zwei Plagezeichen und wo bleibt die Soße?!? (13)

blog-feature-image Originalfolge: Der giftige Gockel (47)
Gesamtwertung: 88%
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Hier die Episode anhören:

In einer Zeit voller lebender Legenden treffen sich gleich mehrere um einen Fall zu zelebrieren, der zitierfähiger nicht sein könnte. In jeder Ecke stecken hier Sprüche, die es mühelos in jedes unserer Gespräche der letzten fast 30 Jahre geschafft haben. Was wir hier vor uns haben ist vielleicht nicht der Beginn der menschlichen Kultur aber trotzdem interessiert es die Leute. Sonst wären ja nicht so viele gekommen. Hier ist sie also: Die Folge, die sich partout nicht entscheiden kann, ob sie lieber Thriller, Komödie oder Dauerwerbesendung sein möchte. Die Wahrheit liegt — wie so oft — vermutlich irgendwo in der Mitte, doch sehen wir einmal genauer hin.

Im Mittelpunkt der Aktion: Julia Crown, Tochter der Nationalikone, wenn nicht sogar weltberühmten Crossovers aus Ronald McDonald und dem KFC-Colonel. Sprachlich mutmaßlich von der österreichischen Seite der Familie stammend, ist sie fest entschlossen, in die Fußstapfen ihres exzentrischen Vaters zu treten, der — entgegen unserer Vorstellung — ein Mann von überdurchschnittlich großer Statue ist. Addiert man die leuchtend-knautschigen Trainingsanzüge, seine raumgreifende Lache und das ständige Verteilen von Essensgutscheinen, erhält man eine Art lebende Litfasssäule, inklusive Drehung und Neonbeleuchtung. Und das alles in Verbindung mit seinen Hähnchen. Aber wir waren ja eigentlich bei Tochter Julia. Sie weiß sicher, dass jemand Millionen Menschen vergiften will, kann sich aber leider aufgrund eines Autounfalls nicht mehr an Details erinnern.. das ist ärgerlich. Ein Fall für Hellseher und Ferndiagnostiker Dr. Jonas, dessen Geltungssucht in dieser Geschichte kaum Grenzen gesetzt sind.


Der Chicken King und der Flavor King


DAS ist mal ein Double Feature. Nix mit Scott ‘Der Zauberer’ Carrara und Phil ‘The Fly’ Tompson. Hier sind ECHTE Profis am Werk, die ihr Handwerk verstehen. Big Barney Crown, der als Fastfood-Gigant selbst auf allen Kanälen (man möchte beinah sagen aus allen Rohren feuernd) für seine Grillhähnchen wirbt und sich dabei für nichts zu schade ist und dazu Don ‘Keine Kalorien’ Dellassandro, der als Lebensmittelzauberer sich zwar unlauterer Methoden bedient aber faktisch ein absoluter Künstler auf seinem Gebiet ist. Wäre er dabei nicht leider vom geraden Weg abgekommen (diesen Teil bitte mit pfäffischen Singsang und gerolltem 'r' lesen), die beiden wären nicht mehr aufzuhalten gewesen.


Irrwege der Buchvorlage


Irgendwo biegt das Buch ganz seltsam ab und macht sich zunächst einmal auf eine ganz eigene Reise. Da werden Hühner geköpft, Privatjets gechartert und stundenlang anderen Autos hinten reingefahren. Und das nur, um am Ende durch ein Bonbonpapier überführt zu werden. Mr. Sweetness geht hier wirklich buchstäblich die Extrameile, indem er seine Opfer von L.A. bis hinter San Francisco verfolgt. Ob man sich allerdings einfach so in eine Aufzuchtstation einschleichen kann, bleibt fragwürdig. Denn in diesem Fall war das Personal sicher nicht auf die Ankunft von Kinderdetektiven vorbereitet. Aber manchmal gewinnt einfach die Dreistigkeit und so müssen wir es hier wohl auch hinnehmen.


The most 90s Man in the World


'Biss muss man haben - das bringt’s'. Auch nach längerem Überlegen fällt uns kein Ausspruch ein, der mehr das Jahrzehnt der Neonbeleuchtung, der Kaugummiblasen und Rollerskates verkörpern könnte. Wundervoll und treffsicher platziert und im Thormann’schen Singsang ein absoluter Ohrenschmaus — wäre der Satz denn auch im Hörspiel gefallen. Ist er aber leider nicht. Nunja, verlassen wir uns auf die eigene Vorstellungskraft und schwelgen wie die Tragiker in der Idee, wie es hätte sein können. Aber auch der Rest von Thormanns Performance kann sich hören lassen. Der im Buch etwas unsympathisch angelegte Dellassandro wird hier zum absoluten Co-Star und fast schon wünscht man sich, er wäre am Ende nicht der Böse gewesen. Aber wenn schon böse, dann wenigstens schillernd. Das bringt’s!☝️


Hauptsache Hähnchen


Hähnchen, Hähnchen, ich höre immer nur Hähnchen! Ja okay, andere Folge und auch anderer Substantiv aber derselbe Sprecher. So oder so: Beim Chicken King muss alles in Hähnchenform sein. Sein Pool, seine Türgriffe, als Dach seiner Firma, vermutlich auch seine erste Frau — alles in Hähnchenform! Das kommt zwar leicht zwanghaft rüber und dass er im Buch auch gleich Justus adoptieren möchte, nur, weil er sich sehr gut mit Hähnchen auskennt, lässt aufhorchen aber der Mann versteht ein starkes Konzept.


Pandro Mishkin, Militarist und Lebensmittelganove


Leider auch nur im Buch so richtig ausgespielt aber die Kombination aus Militaristik und Hähnchen-Hingabe macht Mishkin zu einem der weirdesten und gleichzeitig tragischsten Charaktere der Drei ???-Welt. Als Menschenkenner hat Big Barney direkt gemerkt, dass der Zugang zu Mishkins Herzen oder zumindest Gehorsam über den Befehlston erfolgt. Kombiniert man dies nun mit (vermutlich eigens für Mishkin erdachten) Militär-ähnlichen Auszeichnungen, die er wie ein dekorierter General am Revers trägt, so darf man sich der Treue des Untergebenen gewiss sein. Aber: auch Mishkin scheint etwas inkonsistent angelegt zu sein, da er zwar militärisch treu ergeben ist aber gleichzeitig sich von Dellassandro bestechen lässt um gegen seinen Chef — Verzeihung: General — zu agieren. Könnte Absicht sein, ist aber vermutlich eher aus Versehen entstanden. So oder so, ein seltsamer Vogel, der am Ende unehrenhaft aus dem Hähnchen-Dienst entlassen wird, indem ihm die Auszeichnungen (vermutlich auch alle in Hähnchenform?) durch den General höchstpersönlich vom Revers gerissen werden. Der Arme.


Alle können Karate


Ein Irrweg der Crimebusters, der glücklicherweise nicht fortgesetzt und sowieso in den deutschen Adaptionen gar nicht erst integriert wurde. Es ist so nervig und unrealistisch, wenn immer alle Karate können und gleichzeitig eben auch wieder sinnlos. Denn wenn alle Karate können, stehen ja auch wieder alle auf derselben Stufe. Nix gewonnen. Gut, offenbar alle außer Justus.. der schickt notgedrungen seine zwei vertrottelten Spürhunde.

Fazit: Nichtsdestotrotz ein grandioses Hörspiel voller wundervoller oder absurder Zitate und zwei Sprechern, die sich gegenseitig nichts schenken. So muss es sein. Da stören auch keine Löcher in der Story oder gar im Plan. Gerne mehr davon!

Nächstes Mal wird es richtig unheimlich. Aber auch unheimlich absurd. Es geht schon wieder an die Küste. Aber diesmal in ein Haus voller Kreide, Zopf-frisierter Spacken und Kraniche. Kommt alle und bringt alle mit!

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