02. Oktober 2025 von D2P
Die Zwei Plagezeichen und das Super-Geisterschiff (12)

Gesamtwertung: 68%

Niemand hat die Absicht, einen Piratenfluch Wirklichkeit werden zu lassen.. niemand? Naja, niemand außer Filmproduzent Farnham und seiner Gefolgschaft. Vor allem jetzt, wo er sich schon so viel Mühe gegeben hat und alles angepinselt ist, gibt es kein Zurück mehr… jetzt wird gespukt! Wobei ‘gespukt’ ein weit gefasster Begriff ist. Eigentlich wird nur geschippert. Aber auch das kann gruselig sein. Da stellt sich natürlich die Frage: Wenn ein Geisterschiff herumfährt und niemand sieht es — ist es dann überhaupt geisterhaft? Wichtige Frage. Besser, man sorgt dafür, dass es auch gesehen wird.
Hier also die neue Folge: Die Zwei Plagezeichen und der Fluch des Piratenfluchs oder so ähnlich..
Das Geisterschiff —Heimsuchung des Hörspiel-Multiverses
Jetzt mal die Hände hoch: Wo, außer in Jugend-Hörspielen, hat man schon mal von Geisterschiffen gehört? Der Begriff ist so unüblich, dass selbst die Autokorrektur jede einzelne Erwähnung rot unterkringelt (das Wort ‘unterkringelt’ übrigens ebenfalls…🙄). Was, also was ist es, das die HSP-Welt so fasziniert an einem — ja was eigentlich — Gespenst eines Schiffes oder doch nur die Behausung eines vergespensteten Ex-Piraten? Fragen, Fragen..
«Hat wahrscheinlich nichts damit zu tun, aber…»
Die Informationspolitik des Mr. Qin — ein ewiges Mysterium. Das ist vielleicht sogar das einzig wirklich Mysteriöse an dieser Geschichte. WAS IST MIT DEM KOLLEGEN LOS? Klar, er wird (soweit wir uns erinnern) als ‘nicht besonders intelligent’ beschrieben aber so unbedarft, dass er hier einfach nicht imstande ist, irgendeinen Zusammenhang herzustellen??? Nicht mal Brock war so stumpf. Qins Opa pflegte ja wenigstens Geheimniskrämerei aus Gehässigkeit aber er selbst scheint einfach nur mit Zusammenhängen überfordert zu sein. Sapperlot!
Die Größe des Geisterschiffs
Ob Zweimaster oder Dreimaster (wurde hier vielleicht der Fockmast mitgezählt?) — das Geisterschiff sieht und klingt eher gedrungen (aus). Mehr wie eine große Schiffschaukel. Dass allerdings das schnelle Vorankommen nun so ein Mysterium sein soll, ist zweifelhaft. In erster Linie wäre man doch einmal von einem Elektromotor ausgegangen. Denn die waren ja auch im Jahre 2000 schon bekannt..
Farnham und Körschgen
Geduldig kam Farnham Woche für Woche beim alten Qin angetrottelt, der ihn schon von weitem kommen sah und vermutlich schon vor Ankunft vom Turm hinab entgegenhalste, er könne auch gleich wieder abhauen. Gute Reise! Und warum das Ganze? Es ist unglaubwürdig, dass der Alte die Gelegenheit, vor einem Filmproduzenten mit seinem Vorfahren zu prahlen, abgelehnt hätte, zumal er doch laut Aussage des Enkels mächtig stolz auf seine Abstammung war. Also bleibt nur Gehässigkeit und Starrsinn. Da beziehen wir instinktiv Stellung für den armen Mr. Farnham und gönnen ihm den Schatz von Herzen. Geht es unseren Hörer*innen auch so? Ansonsten erinnert der Ablauf wirklich in solch einer Heftigkeit an die Krankenhaus-Szene aus 00-Schneider, dass man sich vor Lachen kaum halten kann.. Komm, nur eiiiinmal ins Tagebuch reingucken, nur eiiiine Seite. Näääää…
— Die ikonische Krankenhaus-Szene aus '00-Schneider', Hier eins zu eins anwendbar auf die Besuche Farnhams bei Mr. Qins halsstarrigem Großvater. Quelle: YouTube
Guter Pirat, böser Pirat
Die Art und Weise, auf die Conrad Farnham Hawk zum heldenhaft-liebenswürdigen Schlitzohr-Schurken hochstilisiert, weckt die eine oder andere Jesus-Assoziation. Erinnert man sich nun an das Gemälde vom letzten Abendmahl, fällt einem unweigerlich auf, dass es sich bei seinen Jüngern (also jetzt die von Jesus) mehrheitlich um Männer mit Bärten handelt. Hier steht einer gemeinsamen Kaperfahrt praktisch nichts im Wege.
Männer - Check!
Bärte - Check!
Fässer unter Wasser
Physik ist der HSP-Autor*innen Feind. Das haben wir schon häufig feststellen dürfen. In diesem Fall kommt es natürlich auch den Füllstand der Fässer an, wie viel Last notwendig ist, um einen solchen Plumpen unter Wasser zu bekommen. Aber da auch das Holz ja an sich schon an der Oberfläche bleiben würde, würden wir mal sagen: Nee, so geht das nicht. Also doch Tor 2. Hawk ist also heimlich an die Insel rangesegelt und dann Fass für Fass auf Zehenspitzen und in sich hineinkichernd durch den oberirdischen Eingang rein und keiner hat’s gemerkt. Und da geht man immer davon aus, so ein Piratenunterschlupf würde streng bewacht.
— Hawk, der alte Frechdachs bei seinem größten (und letzten) Streich
Das Problem mit der UV-Farbe
Jetzt ist es leider so: Das Leuchten des Geisterschiffs und generell seine Sichtbarkeit im Küstennebel hängen unvernachlässigbar vom Anstrahlwinkel bzw. seiner Ausrichtung in Bezug auf die Bespukten ab. Will sagen: Die Anstrahlung muss mehr oder weniger unmittelbar von vorn geschehen, sonst sieht man hier gar nichts! Dazu muss sich allerdings die Yacht dann zwischen Geisterschiff und dem Leuchtturm befinden, was im Nachhinein wohl auch eher Glücksache war…
Aber so oder so: Damit das Geisterschiff erreicht werden kann, befindet sich der UV-Scheinwerfer vermutlich auf der Galerie des Leuchtturms, also mehr oder weniger direkt im Schein des Leuchtfeuers. Ob das dem feinen Mr. Farnham junior nicht doch ganz schön warm im Rücken wird, jedesmal wenn das Leuchtfeuer für eine weitere Umdrehung vorbei kommt?
— Wer geisterhaft sein will, muss leiden. Alle paar Sekunden kommt der Lichtstrahl des Leuchtturms vorbei und es wird knusprig.. Wärter Jimmy Farnham macht hier wirklich einen verlässlichen Job.
Die Bösen gewinnen
Rein technisch schon aber mal Hand auf’s Herz: Wer gönnt es Farnham nicht? Für seine Mühe, seine Geduld, seine Leidensfähigkeit dem alten Qin gegenüber hat der gute Mann seinen Schatz redlich verdient. Und Justus’ gehässiges Lachen zum Ende des Falls ist zu kurz gedacht. Wenn vielleicht nicht traditionell und finanziell interessant, ist der Fund der Höhle und der Fässer für einen Piratenfanatiker eine Sensation! Wir freuen uns so sehr für ihn und hoffen, dass er daraus etwas Cooles macht. Piratenmuseum war ja schon mal gut. Piratenmuseum mit Piratenhöhle ist sicher noch besser.
Fazit: Ja, war jetzt nicht wirklich schlecht und nicht wirklich gut. Mit 68% kann sich die Folge nicht beschweren. Einige der lustigen Stellen waren vermutlich unfreiwillig komisch aber gelacht haben wir und das ist gut und da gibt man doch gern mal ein paar Punkte.
In der nächsten Folge wird es appetitlich. Wir versprechen eine knackige Story mit einem sensationellen Hörspiel-Erlebnis. Und das alles ohne Kalorien! Kommt alle und bringt alle mit!