21. August 2025 von D2P
Die Zwei Plagezeichen in: Von Riesen und Rotorblättern (10)

Gesamtwertung: 91%

Oft und gern wird online darüber gestritten, ob die Drei Detektive bereits erwachsen sind oder nicht. Einige ihrer Fälle jedoch, sind über diesen Zweifel erhaben und so auch dieser. Generell sind wir es von Kari Erlhoff ja gewohnt, dass Grenzen ausgelotet und gegebenenfalls auch verschoben werden. Diese Geschichte ist in ihrem Inhalt und ihrer Erzählweise der leicht kindlichen Unschuld des Drei ???-Universums definitiv entwachsen. Was uns hier erreicht, ist ein gut geschriebenes Abenteuer, in dem zwei Fälle Seite an Seite gestellt werden, die im Grunde unterschiedlicher nicht sein könnten:
Ein Ranger, der sich ein paar Dollar mit Beihilfe zur Wilderei dazu verdient und ein milliardenschweres Lobby-Unterfangen. Ob es diesen Kontrast überhaupt gebraucht hätte, sei dahingestellt. Die Wilderer-Geschichte hätte — etwas weiter gesponnen — sicher auch für einen Solo-Fall gereicht aber wir wollen uns nicht beschweren. Schließlich haben wir es hier mit einer geraden Folge zu tun. Und zwar sowas von gerade, dass Parallelen vielleicht nicht physikalisch unmöglich, mindestens aber unwahrscheinlich sind.
Natürlich gibt es auch hier einige Dinge zu erwähnen, die uns als professionellen Besserwissern aufgestoßen sind. Erstmal vorneweg: Hier wird auf ausgesprochen hohem Niveau genörgelt, das ist klar. Diese Folge ist ein Meisterstück, das würden wir jederzeit verteidigen. Was zu Beginn lobend erwähnt werden muss, ist die weibliche Präsenz. Wir haben zwei starke Frauen (und eine nervige, die es faustdick hinter den Ohren hat) in den tragenden Nebenrollen und das bekommen wir eher selten — sieht man mal von Karikaturen wie Mrs. Kretschmer ab. Diese sind zu allem Überfluss auch noch treffsicher besetzt, dann kann’s ja losgehen.
— Das Bus-System des Yosemite. Happy Isles ist Station 16.
Quelle: nps.gov
«Es geht um Die Dinge»
Ja. Darum geht es meistens. Und hieran stört man sich natürlich leicht. So, wie Randy es sagt, klingt es eher danach, als habe er sich in die Hose gemacht oder aber er steckt gemeinsam mit seiner Mutter in irgendeinem Terror-Komplott. Hätte man sicher anders regeln können aber die Art und Weise lässt Justus natürlich seine geübten Ohren spitzen und führt schließlich dazu, dass der Fall ins Rollen kommt.
«Er muss halt arbeiten»
Der rasende Reporter Bill Andrews hat einfach keine Zeit für Verkehrssicherheit und drückt im Nationalpark gleich extra doll auf die Tube. Hoffentlich ist es ein Leihwagen, denn spätestens mit Abschluss des Falles wird man die Reifen erneuern müssen.
Der eitle Reporter
So haben wir Bobs Vater — Verzeihung — Daddy bisher nicht kennen gelernt. Eigentlich immer souverän mit Hang zur Gewaltfreiheit ('Du weißt, ich bin gegen Ohrfeigen!'), werden hier zumindest rhetorisch die Krallen ausgefahren, die Schwanzhaare aufgestellt und alles links und rechts weggebissen. Da kann sich der Angeber aus Washington warm anziehen! Interessant vor allem deshalb: Er arbeitet doch gar nicht an einer heißen Story, sondern schmiert sich über die Bergrettung ein bisschen was für das Sommerloch zurecht und besucht nebenbei eine öffentliche Pressekonferenz, die ja wohl auch nicht nur ihm zu Ehren abgehalten wird?!?
Das Foto vom Speisesaal ist übrigens leider unauffindbar aber wenigstens kommt bei diesem Schnappschuss ein kleines bisschen TwinPeaks-Feeling auf.
— Eine Wand im Speisesaal der Lodge. So ähnlich (wie der Rest des Raumes) stellen wir uns die Marmot Lodge vor.
Zwei Fälle in Gruppenarbeit
Ein Knall, ein Schrei und eingeteilt sind die Gruppen. Das ist praktisch und wie sich herausstellt ja auch notwendig dafür, dass zum Ende hin alle Personen an ihrem Platz sind: Die eine Gruppe stößt auf das (gänzlich unversteckte) Versteck der Wilderer, die andere kommt genau rechtzeitig zur Rettung in Tausend Metern Höhe. Ohne den Schuss wäre es vielleicht anders gekommen und Ginette Georgianis hinge nun, vermutlich kross gebraten, bis in alle Ewigkeit als Mahnmal für alle frisch Geschiedenen am Half Dome wie die Eisenkäfige an der Lambertikirche zu Münster.
Peter, der feige Löwe
Hier muss man Peter eine Lanze brechen. Ja, er ist häufig ängstlich (und abergläubisch sowieso), aber auch Peter hat mehr als nur eine Seite. Diese kommt zwar nicht so häufig zum Tragen aber hier zeigt sich, dass er — wenn es darauf ankommt — auch dazu bereit ist, Risiken einzugehen. Schließlich seilt man sich nicht so mirnichtsdirnichts bei seinem ersten Klettergang von einer kilometerhohen Steilwand ab! (Und sollte man eigentlich auch nicht.)
— So stellen wir uns den Busfahrer vor und man muss zugeben: Die Stimme passt perfekt.
Quelle: ournationalparks.us
Die unsichtbare Ranch
Ja irgendwie etwas auffällig die ganze Sache. Gerade solch ein Ort wird übers Jahr vermutlich hunderte Lost-Places-Accounts anlocken. Wer die alle niederschlagen will, hat reichlich zu tun (wir wollen das Wort “reichlich” jetzt mehr benutzen, weil das in den alten Folgen auch immer vorkam). Nächste Frage: Wie geht es weiter? Bleiben die Tiere da jetzt hängen bis die Natur die Sache geregelt hat? Gekühlt scheint der Keller nicht zu sein…
«Wie bewirbt man sowas?»
Immer, wenn Abläufe schon lange existieren, nimmt man sie gern als gegeben an und hinterfragt nicht, wie sie zustande gekommen sind, oder wie sie am Laufen bleiben (Stichwort: Nebelberg). Aber beides wäre interessant zu wissen. Mindestens die Frage der Werbung ist notwendig. Craigslist dürfte zu gefährlich sein, also bleibt nur das Darknet. Die Zielgruppe sind also Computer-affine kriminelle und empathielose Waffenfreunde und wenn man es jetzt so liest — ja, klingt stimmig.
Justus Jonas’s größter Trick
Gleich zweimal blufft sich der erste Detektiv hier zum Erfolg und stößt dabei auf williges Publikum mit Hang dazu, beim Zugeben krimineller Verstrickungen auch direkt zur Vollversion zu greifen. Das Problem an dieser Stelle ist eher: Geht es um Sicherheit, wären mehr Helikopter schon auch mehr besser gewesen. Und dank der Drei ??? wird die US-amerikanische Bergrettung wohl auch in Zukunft unterbesetzt und prekär ausgestattet bleiben. Schönen Dank, Peter Pank!
Fazit: Eine tolle Folge voller Emotionen und bevölkert mit Dingen, die man hören kann. Und einem ausgezeichneten Cast. Deshalb gar nicht lange um den heißen Brei herumgeredet: 91%. Absolute Hörempfehlung!
In der nächsten Episode werfen wir mit leeren Bierdosen nach teuren Autos. Das wird ein Spaß! Kommt alle und bringt alle mit!