15. Mai 2025 von D2P
Die Zwei Plagezeichen in: Spiel mir das Lied vom Bart (5)

Gesamtwertung: 78%

Soso, eine ungerade Folge also. Wir wissen alle, was das bedeutet. Heute fahren wir alle gemeinsam nach Crappytown. Also rein ins Fliewatüüt, es geht los!
Ein geheimnisvoller Anrufer scheucht die Drei ??? auf eine Jagd quer durch die Wüste, aber halt — ein Schritt nach dem anderen. Zunächst wird ins Telefon genuschelt, deutlich zu häufig nachgefragt (da darf man wirklich die Professionalität der Detektive infrage stellen) und schließlich gibt es auch noch Geschenke. Okay, gefälschte Führerscheine, ein hässliches Foto und eine Rutsche geladener Waffen — naja, wenn Männer schenken.. Zehner im Umschlag wäre auch okay gewesen. Und wenn wir ganz ehrlich sind, haben die Drei ??? noch nie einen spannenden Fall abgelehnt. Dazu muss kein Kommissar entführt werden. Wie so oft lautet also die Devise: Einfach mal fragen. Aber naja, wie heißt es so schön: manch einer ertrinkt lieber anstatt um Hilfe zu rufen.
— Fotografie Mitch Palmer, aufgenommen auf der 2004 alljährlichen Konferenz der Verfolgungsfetischisten (trägt sein Haar mittlerweile offen)
«Bob zieht die Grenze ganz klar beim Jugendschutz.»
Dass Bob ein interessanter Charakter ist, steht außer Frage. Für jemanden, der jedoch bereits auf seinen besten Freund geschossen, ein Space Shuttle gelandet und die ihm eigene Erotik mehr als einmal dazu missbraucht hat, Informationen aus weiblich gelesenen Kolleg*innen hervor zu locken, stellt er sich hier gewaltig an. Klar, braucht es in einer Folge, in der der erste Detektiv beinah auf Knopfdruck und ohne jede Entwicklungszeit zu einem rasenden Wahnsinnigen mutiert, ein starkes charakterliches Gegengewicht. Man sollte sich allerdings fragen, ob seine Talente nicht eher woanders zu suchen wären. Musikauswahl auf der Fahrt.. Ist ja auch wichtig.
«Drei Orte zu observieren, Drei Detektive — das geht ja genau auf!»
Welch ein Zufall. Aber manchmal passt es einfach als hätte sich das wer ausgedacht (dreht verunsichert die Augen zur Kamera, dreht sie noch verunsicherter wieder zurück).. Die Spielorte selbst finden sich zum großen Teil auch so in der Realität wieder und das birgt natürlich ein großes Plus an Realismus. Denn: schaut man beispielsweise an der richtigen Stelle aus dem digitalen Autofenster (sprich Google Streetview), dann sieht man den Chief Tecopa Cemetery. So, wie er beschrieben wird, sieht er auch wirklich aus. Kunststück. Es ist natürlich andersherum aber das tut der Sache keinen Abbruch. Wo allerdings Bob sich hier groß verstecken soll, ist nicht ganz klar.
— Chief Tecopa Cemetery von der 3rd Street aus (Quelle: google maps Link, Stand Feb. 2024)
Noch schöner ist das Schild am südlichen Ende des Raindance Drive, auf dem sowohl Werbung für Long John Silver’s als auch für KFC zu finden ist. Lehnen wir uns hier zu weit aus dem Fenster wenn wir spekulieren, dass dies die Inspiration für das „Silver Henhouse” war? So oder so — kann ja niemand das Gegenteil beweisen.
— Straßenschild (Quelle: google maps Link, Achtung: etwas weiter die Straße rein, werden neue Fotos verwendet, da existiert das Schild nicht mehr, originaler Stand war Juni 2011)
«Das Cover ist eine Orgie. Aber keine Schlechte.»
Ein Totengräber auf 350PS unter einem Schwarm Geier (bilden die Schwärme?), da ist nicht gerade Subtilität das Gebot der Stunde. Hier findet sich alles, was das Herz des Analysten oder der Analystin höher schlagen lässt. Eine Irrfahrt auf der falschen Seite der Straße (sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinne), ein lonesome Ranger (oder doch eher ein prügelnder, trinkender, hartgesottener Detektiv?), die endlose Weite ohne Aussicht auf fremde Hilfe und das alles der sengenden Sonne ausgeliefert? Ein Traum. Ein Fiebertraum um genau zu sein.
«Die anderen haben Bedenken aber Justus ist alles egal.»
Gilt sonst auch aber hier doppelt. Der erste Detektiv läuft schlappe 50 Minuten lang Amok quer durch die Folge und man darf es schon auch so verstehen, dass Peter im Grunde seine Geisel ist und währenddessen eindeutige Symptome des Stockholm-Syndroms zeigt (vgl. Szene an der Tankstelle, in der Peter Gewalt anwendet um zu verhindern, dass Justus schlimmere Gewalt anwendet).
A propos Peter. Zugegeben, talentfreie Überleitung, aber immerhin ist er derjenige, der den Song „Living on 3rd Street” in der Bar hört. Dieser catchige Ohrwurm existiert auch in diesem Leben und ihr könnt ihn hier anhören.
«Erst schreit Cotta und dann fadet das rüber zu Banjo-Musik»
Das wäre das schönere Ende gewesen. Zumindest ist die gottverdammte Nachbesprechung hier kurz und knackig gehalten. Trotzdem haben wir die besseren Vorschläge — gilt sowieso immer aber hier wirklich. Anschreien, Fadeout, innerer Monolog Justus Jonas, fertig. Chance vertan. Shrug-Emoji.
Fazit: Eine Folge, die Charakterstudie und Experiment sein will, dabei ambitioniert losprescht und schließlich über ihre eigenen Füße stolpert. Sicher nicht jedermanns Sache. Unsere auch nicht aber trotz allem: Hut ab. Die Folge war mutig von Kari Erlhoff, das hätte auch schlimm nach hinten losgehen können. Man muss sie nicht mögen um sie zumindest vom Prinzip her anerkennen zu können. Was heißt das jetzt? Gute Folge? Nein. Schlechte Folge? Irgendwie auch nein. Zu lange Folge? Auf jeden Fall! 78% weil mutig.
Beim nächsten Mal wenn wir uns hören, wird gewandert, geschrieen, geschrieben, geschnarcht und gesprengt — nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Kommt alle und bringt alle mit!
PS: Und glaubt bloß nicht, uns wäre der Name der Folge und die damit einhergehende Doppeldeutigkeit erst hinterher aufgefallen oder wir hätten während der Aufnahme glatt vergessen, diese anzusprechen. Das war natürlich von Anfang an so geplant! (psst: der Regisseur hat schon mehrmals gemeckert weil er nach Takes bezahlt wird und er droht, sich sonst nach anderen Projekten umzusehen.)