17. April 2025 von D2P
Die Zwei Plagezeichen und der Plan des Knoblauch- und Kreuzeverkäufers (2)

Gesamtwertung: 72%

Erstmal vorneweg: Wussten Sie, dass man im Rheinland VAM-pir sagt? Also mit Betonung auf der ersten Silbe? Und im Rheinland muss man es wissen. Schließlich steht dort der Kölner Dom, den John Sinclair damals in die Luft gesprengt hat. Aber zum eigentlichen Fall: Im abgelegenen Yonderwood geht ein VAMpir um. Also, für alle, die an solche Dinge glauben. Für alle anderen ist es ein wohlsituierter Taugenichts mit einem Plan im Gepäck, der einem die Haare zu Berge stehen lässt. Nicht vor Grauen, sondern vor Absurdität.
— Zur besseren Orientierung. Nicht im Bild: 90% der Häuser.
«Ein Superorkan, diese Stadt wäre nicht mehr da.»
Zunächst rast ein Gewitter auf die Detektive zu, dann — nass bis auf die Haut — fliegen sie aus der Kneipe, die schlussendlich mit dem „Worst Decor Award 2014” ausgezeichnet wurde und schließlich werden sie nach einer Gruselgeschichte zu viel in die Gästekammer gesperrt. Da ermittelt es sich natürlich schlecht. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass in dieser Timeline ALLES LANGE DAUERT! ALLES! NICHTS GEHT SCHNELL! ALLES DAUERT LANGE!
Einatmen.
Ausatmen.
Weiter im Text.
Was bisher geschah? 90 von 100 Menschen wurden bereits aus einem Dorf vertrieben und niemanden interessiert’s. Ist ja auch peinlich, kann man nix machen. Und je mehr sich der Plan des Verbrechers aus der vermeintlich großliterarischen Zwiebel herausschält, desto verzweifelter ist man als Hörer*in. Ob es wirklich nur diese eine Möglichkeit gegeben hätte, an den Schatz zu kommen? Schatz? Welchen Schatz? Ach ja, fast vergessen. Durch ungemein fetthändiges Foreshadowing wird schnell klar, worum es geht. Leider. Mal wieder. Und wie immer viel zu früh. Nunja.
«Oh das ist ein Vampir? Man würde doch sagen ‘Oh das ist ein Perverser!’»
Stimmt. Zudem zwar die Dorfbewohner*innen mittlerweile die Indizien (Blut, Bisswunden, große Fledermaus) gekonnt zu deuten gewusst haben, jedoch die komplette (wohl eher komplett erdachte) Backstory des finsteren Fürsten ja erst durch die Drei ??? ans Licht kommt. Bisschen spät wenn man bedenkt, dass 90% der Leute bereits weggezogen sind. Dass niemand aus Closerwood sich mal gefragt hat, warum ständig Möbelwagen die ruckelige Bergstraße zum Nachbardorf auf- und abfahren.. Aber nungut, VAMpir oder nicht, wenigstens ist er fleißig. Womit wir auch schon zu einer weiteren Frage kommen: Wenn Miles doch null Bock auf Arbeit hat, warum ist er dann so fleißig? Diskrepanzen können einen Charakter interessant machen, aber manchmal ist es auch nur ein Zeichen für Faulheit bei der Charakterentwicklung..
«Zelea wurde offenbar direkt bei seinem Begräbnis erschossen»
Anders lässt sich die HÜLSE (nicht: Kugel) im Sarg ja wohl nicht in die Geschichte einordnen. Was immer hier versucht wurde, zu inszenieren — es ist schlimm in die Hose gegangen.
— Der Teufel steckt im Detail. Die Hülse ist zwar bei Verschlucken nicht unbedenklich, die Kugel aber deutlich effektiver (schneller auch).
«Hier wird’s wirklich dümmlich!»
Dem ist nichts hinzuzufügen. Bei genauem Hinhören möchte man vom Glauben abfallen, so konstruiert ist diese Szene. Eine Grimmsche Sägespänespur, die bisher noch niemandem aufgefallen ist und dann eine Bond-Villain-Style Geheimtür inklusive ausgeklügelter Mechanik, die dann — upsi — aus Versehen ausgelöst wird? Das ist zu viel des Guten. Viel zu viel. Wer das akzeptiert, der/die hört auch unironisch den Todesflug!
«Was würdest Du alles NICHT in den Sarg legen?»
Im Grunde alles, was dann auch wirklich im Sarg liegt. Eine solch schamlos billige Orgy of Evidence gab es in nur wenigen Folgen der Serie. Wer da noch selbst ermittelt, ist selber schuld.
«Er fängt den Sack mit der linken Hand. Heißt das, er hat die Pistole in der rechten?»
Ich gebe ja zu, wir sind Besserwisser und haben auch nie etwas Anderes behauptet, aber genau diese Ungereimtheiten enttarnen eine schlecht durchdachte Story als das, was sie ist. Und wenn der Dreh- und Angelpunkt der Auflösung ist, dass jemand Linkshänder ist, dann wäre es vermutlich besser, er würde auch Linkshänder-Sachen machen..
«[Miles] zieht seine Pistole und will jetzt aber auch wirklich gehen.»
Und wieder stellt sich die Frage, worauf hier eigentlich gewartet wird. Oder hatte Miles geplant, einfach mit seinem neu gewonnenen Reichtum weiterhin im alten Kinderzimmer wohnen zu bleiben? Naja, am Ende wird alles gut und der Böse bekommt sogar noch eine auf’s Maul, denn Gerechtigkeit muss schließlich sein. Schade nur, dass diese Katharsis nicht über die Geschichte hinweg aufgebaut wurde, sondern wie aus dem Nichts kommt. Aber ohne Verdachtsmomente kann man auch niemanden vorzeitig verurteilen — alte Kriminologenweisheit. Die nächste Folge wird bestimmt besser.
Fazit: Wir hatten dieses Hörspiel als schlechte Folge angeteasert, dafür ist sie dann aber doch ganz unterhaltsam — zumindest bis zur Szene auf dem Friedhof. Wir geben 72%, das muss dann aber auch reichen.
In der nächsten Folge suchen wir (Spoiler: erfolglos) nach einer sinnvollen Verbindung von Fußball und dem Alten Ägypten.. Kommt alle und bringt alle mit!